Antike Wurzeln und römischer Einfluss


Antiker Weingenuss: Bereits um 400 v. Chr. tranken die Kelten aus importierten Tonflaschen griechischen Wein.
Römische Perfektion: Mit der Eroberung Galliens durch Julius Cäsar (100–44 v. Chr.) gelangte der Weinbau vom Rhônetal bis an den Rhein. Kaiser Probus (232–282) erweiterte die Rebflächen im 3. Jahrhundert n. Chr.

Mittelalterlicher Aufschwung


  • Ausbreitung im 6. und 7. Jahrhundert: Weinberge wuchsen zunehmend im Süden und Norden Deutschlands. König Dagobert I. (610–639) und seine Nachfolger förderten den Weinbau, indem sie Weingärten an Klöster übertrugen.
  • Karl der Große (742–814): Er förderte den Weinbau durch das Roden dichter Wälder und das Anlegen neuer Weinberge mit Reben aus ganz Europa.
  • Einfluss der Zisterzienser: Das Kloster Eberbach im Rheingau (gegründet 1136) wurde zur Keimzelle professioneller Weingartenpflege, Sortenauswahl und Weinbereitung.

Klimatische Schwankungen und Rückschläge

Mittelalterliche Warmzeit (1050–1250): Die Rebflächen erstreckten sich rund 200 Meter höher als heute.
Dreißigjähriger Krieg (1618–1648): Massive Zerstörungen ließen viele Weingebiete verschwinden; zugleich gewann Bier als Volksgetränk an Bedeutung.
Kleine Eiszeit (1450–1850): Kälteperioden und schlechte Ernten erschwerten den Weinbau.

Vom 19. Jahrhundert bis heute

Säkularisierung und Adelsbesitz: Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gelangten viele Klosterbesitze in Adels- oder Staatsbesitz; es entstanden „Musterweingüter“.
Reblaus- und Mehltaukatastrophe: Ab den 1860er-Jahren brachten Schädlinge und Pilzbefall schwere Verluste.
Wiederaufschwung nach 1945: Nach den Weltkriegen erholte sich die Weinwirtschaft rasch. Durch technische Innovationen und neue Rebsorten erreichte die Qualität einen hohen Standard.

Deutsche Weinbaugebiete im Überblick


Die meisten Weinberge liegen im Südwesten Deutschlands in den Tälern von Rhein und Mosel sowie deren Nebenflüssen. Rheinland-Pfalz beheimatet gleich 6 der 13 offiziellen Weinbaugebiete. Zudem findet man wichtige Lagen in Baden, Württemberg, Franken und seit 1990 auch in den ostdeutschen Regionen Sachsen und Saale-Unstrut.
Die 13 offiziellen Anbaugebiete sind:
  1. Ahr
  2. Baden
  3. Franken
  4. Hessische Bergstraße
  5. Mittelrhein
  6. Mosel
  7. Nahe
  8. Pfalz
  9. Rheingau
  10. Rheinhessen
  11. Saale-Unstrut
  12. Sachsen
  13. Württemberg

Klima und Böden

Klimatische Einflüsse: Der Weinbau profitiert sowohl vom feuchtwarmen Golfstromklima im Westen als auch vom kontinental-trockenen Klima weiter östlich.
Böden: Die Böden variieren stark und reichen von Schiefer und Buntsandstein über Löss und Muschelkalk bis hin zu Vulkanböden.
Ideale Lage: Beste Voraussetzungen bieten Hänge mit Süd- oder Südwest-Ausrichtung in geschützten Tälern.

Struktur und Klassifikation

Die Weinbaugebiete untergliedern sich in Bereiche, Großlagen und Einzellagen. Nur Weine, die innerhalb dieser Gebietsabgrenzungen erzeugt werden, dürfen als Qualitätsweine vermarktet werden.
Bereich: Eine weitere Untergliederung eines Anbaugebiets (z. B. Bereich Kaiserstuhl in Baden).
Großlage: Fasst mehrere benachbarte Einzellagen zusammen.
Einzellage: Kleinere Parzellen, die z. T. historische Namen besitzen.
Katasterlage: Seit 2014 können Weinbaubetriebe Gewanne (kleinste Flurstücke) als Katasterlage definieren lassen.

Wichtige Rebsorten und Trends

Weiße Rebsorten

Der Weißweinanteil liegt bei rund 68,5%. Die Leitsorte ist der Riesling (ca. ein Fünftel der Gesamtanbaufläche). Weitere bedeutende Sorten:
Müller-Thurgau (Rivaner)
Grauburgunder (Pinot Gris)
Weißburgunder (Pinot Blanc)
Silvaner
Sauvignon Blanc

Rote Rebsorten

Rund 31,5% entfallen auf Rotweinreben. Hier ragen hervor:
Spätburgunder (Pinot Noir)
Dornfelder
Portugieser (Blauer Portugieser)
Trollinger (in Württemberg)
Lemberger (Blaufränkisch)

PIWI-Sorten und neue Trends

In den letzten Jahren kamen verstärkt pilzwiderstandsfähige (PIWI) Sorten wie Solaris, Cabernet Blanc oder Muscaris hinzu. Sie gelten als zukunftsweisend im Hinblick auf nachhaltigen Weinbau.

Qualitätsstufen und Weinkategorien
EU-Weinmarktordnung (seit 2009)

Die EU führte 2009 grundlegende Änderungen ein. Die traditionellen deutschen Bezeichnungen Landwein, Qualitätswein und Prädikatswein werden jedoch weiterhin genutzt.
Deutscher Wein (ehem. Tafelwein)
Landwein / Wein mit geschützter geographischer Angabe (g.g.A.)
Qualitätswein / Wein mit geschützter Ursprungsbezeichnung (g.U.)
Prädikatswein (Kabinett, Spätlese, Auslese, Beerenauslese, Trockenbeerenauslese, Eiswein)

Prädikatsweine

Kabinett: Leichte, elegante Weine mit min. 67 °Oe Mostgewicht.
Spätlese: Vollreife Trauben, mind. 76 °Oe.
Auslese: Selektiert besonders reife Beeren, mind. 83 °Oe.
Beerenauslese: Edelfaule oder überreife Trauben, mind. 110 °Oe.
Trockenbeerenauslese: Rosinierte und edelfaule Trauben, mind. 150 °Oe.
Eiswein: Gefrorene Trauben, mind. 110 °Oe (gleich Beerenauslese).

Besondere Weine und Sekt

  • Spezielle Weintypen: Dazu gehören Badisch Rotgold, Schillerwein, Rotling, Federweißer oder Liebfrauenmilch.
Sekt: „Deutscher Sekt“ muss zu 100% aus in Deutschland gewachsenen Trauben stammen. „Sekt b.A.“ kommt sogar aus einem bestimmten Anbaugebiet.

Aktuelle Entwicklungen und Ausblick

Strukturwandel: Die Zahl der Weinbaubetriebe nimmt seit Jahrzehnten ab, während die durchschnittliche Rebfläche pro Betrieb wächst.
Export und Märkte: Rund ein Viertel deutscher Weine geht ins Ausland, vor allem nach Großbritannien, in die USA, die Niederlande und Japan.
Nachhaltigkeit: Zunehmendes Interesse an Biowein und umweltschonenden Anbaumethoden prägt das moderne Weingeschehen.

Fazit

Der Weinbau in Deutschland ist geprägt von einer langen, spannenden Geschichte, die bis in die Römerzeit zurückreicht. Dank klimatischer Besonderheiten, vielfältiger Böden und innovativer Rebanbaumethoden entstehen hier höchst unterschiedliche und charakterstarke Weine. Mit steigender Nachfrage nach Biowein, PIWI-Sorten und hochwertigen Premiumprodukten steht der deutsche Weinbau auch in Zukunft für Qualität und Vielfalt. Ob Riesling aus dem Rheingau, Spätburgunder von der Ahr oder ein Grauburgunder aus Baden – deutsche Weine überzeugen Genießer weltweit und spiegeln eindrucksvoll die reiche Weinkultur des Landes wider.

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