Geografische Lage
Saint-Estèphe ist eine kommunale Appellation im nördlichen Médoc am linken Ufer der Gironde, etwa 60 km nördlich von Bordeaux. Sie schließt unmittelbar nördlich an Pauillac an und liegt auf sanften Kiesrücken zwischen Fluss und Atlantikwald. Das Rebgebiet umfasst rund 1.200 Hektar.
Besonderheiten des Terroirs
Die Böden bestehen aus quarz- und kieshaltigen Garonne-Kiesen auf heterogenen Untergründen mit deutlich höherem Tonanteil als weiter südlich, dazu lokal Kalkmergel- und Kalksteininseln. Hochliegende, gut drainierte Kiescroupes wechseln mit tonigeren, wasserhaltenden Parzellen näher zum Estuar. Kies sorgt für Drainage und Wärmespeicherung, Ton für Wasserrückhalt und verzögerte Erwärmung; beides prägt Reifezeitpunkt, Nährstoffversorgung und Tanninstruktur.
Klimatische Bedingungen
Das Klima ist gemäßigt-maritimen Ursprungs und wird durch die Gironde stark ausgeglichen: milde Winter, feuchte Frühjahre, warme Sommer und eine lange, häufig trockene Nachsaison. Die unmittelbare Flussnähe reduziert Frost- und Hitzespitzen. Im Norden des Médoc fällt die Vegetationsperiode tendenziell etwas kühler und windoffener aus, wodurch die Traubenreife oft etwas später einsetzt.
Rebsorten und typische Charakteristik
Die Appellation ist auf Rotwein beschränkt. Hauptrebsorten sind Cabernet Sauvignon und Merlot; Cabernet Franc und Petit Verdot ergänzen, Malbec und Carménère sind selten. Der höhere Tonanteil begünstigt einen größeren Merlot-Anteil in vielen Cuvées, während die kiesigen Kuppen Cabernet Sauvignon tragen. Daraus resultieren Weine mit ausgeprägter Tanninstruktur, dunkler Frucht, Noten von Graphit und erdigen Anklängen, meist frischer Säure im Kontext des Nord-Médoc und ausgeprägter Lagerfähigkeit; in kühleren Jahren straffer, in warmen Jahren voller.