Geografische Lage
Alba liegt im südlichen Piemont (Provinz Cuneo) am Fluss Tanaro, etwa zwischen den Hügelzügen der Langhe im Süden und Osten sowie des Roero im Norden und Westen. Die Stadt selbst befindet sich auf rund 170 m über dem Meeresspiegel; die umliegenden Weinberge steigen auf 200–500 m an. Südlich des Tanaro dominieren kalk- und mergelhaltige, teilweise tonige Gesteine miozänen Ursprungs, nördlich des Flusses im Roero treten stärker sandige, teils sandsteinreiche Böden auf. Diese geologische Trennlinie prägt die Standorteigenschaften und damit den Weinbau um Alba.
Klimatische Bedingungen
Das Klima ist gemäßigt-kontinental mit alpinem Einfluss. Die Sommer sind warm, die Winter kühl bis kalt; der Niederschlag verteilt sich vor allem auf Frühling und Herbst, während der Sommer Phasen trockener Witterung aufweisen kann. Charakteristisch sind ausgeprägte Tag-Nacht-Temperaturunterschiede ab Spätsommer sowie häufige Nebelereignisse im Herbst im Tanaro-Tal. Der Fluss wirkt lokal temperaturausgleichend, Hangneigung und -exposition steuern die Einstrahlung und Kaltluftabfluss. Spätfröste sind möglich, werden an gut durchlüfteten, sonnenexponierten Lagen jedoch oft gemildert.
Auswirkung auf den Weinbau und Weincharakter
Die lange, stabile Herbstreife mit kühlen Nächten begünstigt eine langsame Phenolreife und die Erhaltung der Säure. Nebel und moderates Herbstklima unterstützen insbesondere spät reifende Sorten wie Nebbiolo. Auf kalkmergelhaltigen Lagen der Langhe entstehen daraus in der Regel Nebbiolo-Weine mit hoher Tanninstruktur, ausgeprägter Säure und entsprechendem Lagerpotenzial; auf sandigeren Böden des Roero fallen die Tannine tendenziell feiner aus, und die Weine wirken früher zugänglich. Barbera, früher reifend und säurebetont, profitiert von warmen, gut belichteten Lagen, wodurch Fruchtausdruck und Balance gefördert werden. Dolcetto wird häufig auf etwas kühleren Standorten kultiviert und liefert farbintensive, früh trinkreife Rotweine mit moderater Säure und präsenten, aber reifen Tanninen. Beim weißen Arneis aus dem Roero begünstigen sandige Böden und die diurnalen Temperaturamplituden ein klares Aromaprofil und Frische. Aromatische Sorten wie Moscato Bianco entwickeln unter diesen Bedingungen intensive Rebsortenaromen bei moderatem Alkohol, was für die regionalen Schaum- und Perlweinstile genutzt wird. In den nahegelegenen DOCG-Zonen Barolo und Barbaresco, die an die Hügel um Alba angrenzen, zeigt Nebbiolo je nach Mikroklima und Boden die typischen Ausprägungen in Struktur, Duftkomplexität und Reifefähigkeit.
Rebsorten und Herkunftsbezeichnungen
In den Weinbergen um Alba dominieren rote Sorten: Nebbiolo, Barbera und Dolcetto. Wichtige weiße Sorten sind Arneis (vor allem im Roero), Moscato Bianco, daneben auch Favorita (Vermentino) und zunehmend Chardonnay; regional zudem Nascetta, Freisa und Pelaverga in kleineren Anteilen. Verbreitete Herkunftsbezeichnungen sind u. a. Barolo DOCG und Barbaresco DOCG (Nebbiolo) in den angrenzenden Langhe-Gemeinden, Roero DOCG (Nebbiolo) und Roero Arneis DOCG nördlich des Tanaro, sowie Barbera d’Alba DOC, Dolcetto d’Alba DOC, Nebbiolo d’Alba DOC, Langhe DOC und Alba DOC. Für aromatische Schaum- und Perlweine sind Moscato d’Asti DOCG und Asti DOCG maßgeblich. Die Nennung zeigt die Bandbreite an Stilen, die aus dem Mosaik von Böden, Expositionen und Mikroklimata im Raum Alba resultieren.
Historischer Abriss
Alba geht auf eine vorrömische Siedlung zurück und war in der römischen Antike als Municipium Alba Pompeia bekannt. Im Mittelalter entwickelte sich die Stadt zur Kommune und stand im Verlauf der Jahrhunderte unter wechselnden regionalen Herrschaften, bevor sie in den Einflussbereich des Hauses Savoyen gelangte. Mit der italienischen Einigung wurde Alba Teil des Königreichs Italien. Im Jahr 1944 bestand für kurze Zeit die Repubblica Partigiana di Alba. Die umliegenden Weinlandschaften der Langhe, des Roero und des Monferrato wurden 2014 als UNESCO-Welterbe (Weinberglandschaften des Piemont) eingetragen, was die historische Verwurzelung des Weinbaus in und um Alba unterstreicht.