Saint-Estèphe


Geografische Lage

Saint-Estèphe liegt im Norden des Médoc, rund 60 Kilometer nordwestlich der Stadt Bordeaux, am linken Ufer der Gironde-Mündung. Die Appellation gilt als nördlichste der vier berühmten Médoc-Gemeinden und grenzt im Süden an Pauillac. Die Rebhänge liegen auf leicht erhöhten Kiesrücken nahe des Flusses; die Gironde wirkt als großer Wärmespeicher und prägt das lokale Mikroklima.

Klima und Weinbau

Das Klima ist gemäßigt-maritim, geprägt vom Atlantik und der Gironde. Milde Winter, lange, oft warme Sommer und vergleichsweise gleichmäßige Niederschläge charakterisieren die Bedingungen. Der breite Strom dämpft Temperaturspitzen und senkt das Spätfrostrisiko; konstante Brisen fördern die Abtrocknung der Laubwände, auch wenn die Luftfeuchte den Krankheitsdruck (Mehltau) erhöhen kann. In trockenen und heißen Jahren wirkt der höhere Tonanteil der Böden als Wasserspeicher und stabilisiert die Rebenversorgung. Drainagegräben und sorgfältiges Laub- sowie Bodentraining sind zentrale Instrumente im Weinbau. Der Reifeverlauf ist im Mittel etwas später als weiter südlich im Médoc, was die Lesezeitpunkte und Sortenwahl beeinflusst.

Böden

Saint-Estèphe ist von tiefen, kiesigen Schotterterrassen (Graves) mit erheblichen Einlagen aus Ton und teils kalkhaltigen Mergeln geprägt. Im Vergleich zu benachbarten Zonen ist der Tonanteil häufig höher. Die Kieslagen sorgen für Drainage und rasche Erwärmung, während Unterböden aus Ton/Kalk Wasser speichern. Dieses Zusammenspiel führt zu guter Ausreifung bei gleichzeitiger Frische und fördert Weine mit ausgeprägter Struktur und dichter Tanninarchitektur.

Rebsorten und Stilistik der Weine

Die Appellation ist für trockene Rotweine zugelassen. Hauptsorten sind Cabernet Sauvignon und Merlot; Cabernet Franc und Petit Verdot ergänzen, Malbec ist selten, aber erlaubt. Cabernet Sauvignon profitiert von den warmen, gut drainierten Kiesen und bringt Rückgrat, dunkle Frucht und Langlebigkeit. Merlot gedeiht besonders auf den tonreicheren Parzellen und liefert Fülle und mittlere Frucht. Typisch sind strukturbestimmte, tanninbetonte Weine mit frischerer Säure im Médoc-Kontext, dunklen Beerenaromen, Noten von Graphit, Zedernholz und mit Reife oft Tabak und Gewürz. In der Jugend wirken viele Gewächse fest und benötigen Flaschenreife; entwicklungsfähige, lange lagerbare Weine sind charakteristisch.

Historisches

Der Aufstieg des Médoc, einschließlich Saint-Estèphe, begann im 17. Jahrhundert, als niederländische Entwässerungsarbeiten die vormals sumpfigen Böden für den Qualitätsweinbau erschlossen. Die Klassifikation von 1855 verzeichnet fünf Cru Classés aus Saint-Estèphe: Cos d’Estournel und Montrose (Deuxième Cru), Calon-Ségur (Troisième Cru), Lafon-Rochet (Quatrième Cru) und Cos Labory (Cinquième Cru). Die Reblauskrise Ende des 19. Jahrhunderts führte wie überall in Bordeaux zum Neuaufbau auf veredelten Unterlagsreben. Seit dem späten 20. Jahrhundert prägen Qualitätssteigerungen im Weinberg und Keller sowie eine präzisere Parzellenbewirtschaftung das Profil der Appellation.

Weingüter aus Saint-Estèphe

Château Montrose

Große Weine –
Perfekt gelagert

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