Lage und Umgebung
Preignac ist eine Gemeinde im Département Gironde im südlichen Teil des Bordeaux-Gebiets und gehört weinbaulich zum Anbaugebiet Sauternes innerhalb der größeren Einheit Graves. Der Ort liegt am linken Ufer der Garonne, etwa vierzig Kilometer südlich der Stadt Bordeaux. Die Reblagen verteilen sich auf sanfte Terrassen und Kuppen mit überwiegend kiesig-sandigen, teils lehmigen Böden; in Richtung Barsac treten kalkhaltige Untergründe auf. Die Nähe zur Garonne und zum kühlen Nebenfluss Ciron prägt das Mikroklima der Weinberge maßgeblich.
Klima und Mikroklima
Das Klima ist gemäßigt-maritim mit milden Wintern, warmen Sommern und regelmäßigen Niederschlägen. Im Herbst entsteht durch das Aufeinandertreffen des kühlen Ciron mit dem wärmeren Wasser der Garonne häufig morgendlicher Nebel, der an sonnigen Nachmittagen wieder abtrocknet. Dieser Wechsel aus Feuchte und Wärme begünstigt die Edelfäule (Botrytis cinerea), die für die Erzeugung hochwertiger, natürlich edelsüßer Weißweine in Sauternes entscheidend ist. Innerhalb der Gemarkung sorgen Unterschiede in Boden, Exposition und Distanz zu Ciron und Garonne für feine mikroklimatische Nuancen.
Auswirkungen auf den Weinbau und Weincharakter
Die Botrytisbildung erfordert sorgfältige Laub- und Bodenarbeit sowie eine sehr selektive Handlese in mehreren Durchgängen. Die Beeren verlieren durch Edelfäule Wasser, sodass Zucker, Säuren und Aromastoffe konzentriert werden; die Erntemengen sind entsprechend gering. Die aus Preignac stammenden Sauternes-Weine zeigen typischerweise eine goldene bis bernsteinfarbene Tönung und Aromen von reifer Aprikose, Pfirsich, Honig, Orangenmarmelade, kandierten Zitrusfrüchten sowie Noten von Gewürzen wie Safran. Am Gaumen verbinden sie Fülle und Süße mit einer tragenden Säure. Aufgrund der Bodenzusammensetzung und der Nähe zu Barsac findet man in Preignac nicht selten einen etwas strafferen, frischer wirkenden Stil innerhalb der Sauternes-Bandbreite, während der reife, üppige Charakter erhalten bleibt.
Rebsorten
In den Weinbergen von Preignac dominiert Sémillon, der wegen seiner dünnen Schale besonders gut von Botrytis befallen wird und Fülle, Textur und Langlebigkeit bringt. Ergänzend werden Sauvignon Blanc und in kleinerem Umfang Sauvignon Gris für Frische und aromatische Spannung sowie Muscadelle für florale Akzente angebaut. Diese Rebsorten sind für die Appellation Sauternes zugelassen. Neben edelsüßen Weinen erzeugen einige Güter in geringen Mengen auch trockene Weißweine (meist als Bordeaux Blanc Sec), die aus denselben Sorten gekeltert werden.
Historischer Abriss
Der Weinbau rund um Preignac ist seit Jahrhunderten belegt; die internationale Bekanntheit der edelsüßen Weine aus Sauternes festigte sich im 18. und 19. Jahrhundert. Die Klassifikation von 1855, erstellt anlässlich der Weltausstellung in Paris, stufte mehrere Güter der Gemeinde als Sauternes-Grands Crus Classés ein, darunter ein Premier Cru Classé (Château Suduiraut) und ein Deuxième Cru Classé (Château de Malle). Der Eisenbahnanschluss an der Strecke Bordeaux–Langon erleichterte im 19. Jahrhundert den Export. Ereignisse wie die Reblauskrise prägten die Entwicklung, doch blieb Preignac ein fester Bestandteil der Sauternes-Identität, deren Qualität bis heute vom besonderen Ciron-Garonne-Mikroklima abhängt.